Der Besuch der alten Dame

Vier Mal führte die Theater-AG der Wilhelm-Lorenz-Realschule die tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt auf. Die Schauspielerinnen und Schauspieler zeigten in dem flott inszenierten Stück, dass dieses nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

 

Die Geschichte ist schnell erzählt:

Claire Zachanassian, die „Alte Dame“ kehrt als reich gewordene Frau von Welt zurück in ihr Heimatdorf, das heruntergekommene Güllen. Diese Rolle war doppelt besetzt, und sowohl Luisa Bursy als auch Anna Bode spielten diese Gestalt der durch und durch bösen und zynischen Frau hervorragend. Die Alte Dame wird begleitet von zwei willenlosen „Marionetten“ Boby (Max von Broeck) und Loby (Ole Figlestahler), die in ihrer synchronischen Manieriertheit den Zuschauer immer wieder zum Schmunzeln bringen.

Claire musste vor vielen Jahren aus diesem Ort fliehen, da sie von Alfred Ill, ihrer Jugendliebe, ein uneheliches Kind erwartete. Dieser leugnete damals die Vaterschaft und gewann aufgrund bestochener Zeugen den Vaterschaftsprozess. Nun will sich Claire an ihm und den Dorfbewohnern rächen und bietet den verarmten Güllener Bürgern eine Milliarde für den Mord an Ill.

Zunächst noch unter Berufung auf die Menschlichkeit, vom Bürgermeister (glaubhaft dargestellt von Fabio Nack) abgelehnt, erliegen die Güllener mit Blick auf den bevorstehenden Reichtum dem Konsum und Ill ahnt, dass die Güllener das Angebot der Milliardärin annehmen werden. Aaron Aufinger spielte diesen schmierigen Krämer, der zuschauen muss, wie ihn ein ganzes Dorf nach und nach fallen lässt, glaubwürdig und intensiv.

 

Der Zuschauer wird Zeuge des moralischen Zerfalls eines ganzen Dorfes. Auch die weiteren Honoratioren des Ortes, wie der Lehrer (Mika Roth, herrlich in seiner alkoholschwangeren Rede), die Pfarrerin (Galabriel Hauser) und die Polizistin (Alexis Freidinger) verfallen nach und nach der Verführung des Geldes und am Ende bleibt die Frage: Darf ein Menschenleben für Geld geopfert werden?

Auch die weiteren Schauspieler/innen (Sarah Drobny, Chiara Schnurr, Jonathan Bär, Mara Mohr, Stephanie Ohnweiler, Marla Kastner, Derya Yamac, Anna Gerdes, Alisa Stieglbauer und Lukas Köck) spielten Ihre Rollen zwischen Tragik und Komik, mit beeindruckender Schauspielkunst, ganz im Sinne Dürrenmatts.

 

Möglich wurde diese Aufführung nur durch die behutsame Begleitung und die gelungenen dramatischen Einfälle der Lehrerinnen Dorothea Bair und Sarah Schleckmann, sowie den Referendaren Morton Block und Lisa-Marie Plate.

 

Ein herzliches Dankeschön gilt den Gastgebern, der Schulleitung der Bertha-von-Suttner-Schule, Herrn Brecht und Herrn Purschke, für die Nutzung des Theaterkellers.