Gemeinsam sind wir stark! Ethik-Schüler zeigen soziales Engagement

Soziales Engagement ist nicht nur ein leeres Schlagwort ohne Tiefgang an der Wilhelm-Lorenz-Realschule: Eine Kooperation zwischen der Wilhelm-Lorenz Realschule Ettlingen, der Gartenschule Ettlingen und dem sozialpädagogischen Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderung in Karlsruhe.

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ - schon der deutsche Schriftsteller Erich Kästner (1899-1974) erkannte die Signifikanz der guten Tat. In unserer schnelllebigen, globalisierten und von wachsenden sozialen Unterschieden geprägten Welt finden oftmals immer weniger Menschen die Zeit, um sich sozial zu engagieren. Gleichzeitig stehen in Zeiten der Debatte um die konkrete Einführung und Umsetzung der Inklusion an deutschen Schulen behinderte Kinder mehr denn je im Fokus der Gesellschaft und des medialen Interesses. Im Rahmen ihres Klassenprojektes: „Gemeinsam sind wir stark“ haben die Schülerinnen und Schüler der Ethik-Klasse 9 der WLRS daher ein soziales Projekt ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass „behinderte“ und „nichtbehinderte“ Kinder und Jugendliche nicht nur nebeneinander, sondern eben auch miteinander leben und voneinander lernen können. Neben der unterrichtlich-theoretischen Auseinandersetzung mit der Thematik sollte vor allem die Begegnung der behinderten und nichtbehinderten Kinder im Vordergrund stehen, damit Berührungsängste und Vorurteile abgebaut bzw. Empathie, Einfühlungsvermögen und soziales Engagement aufgebaut und gefördert werden. Die Ethik-Klasse ist hierfür im Rahmen ihres Klassenprojektes eigenständig mit den beiden Kooperationspartnern, dem sozialpädagogischen Wohnheim für Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderung in Karlsruhe, und der Gartenschule in Ettlingen, einer Schule für geistig Behinderte, in Kontakt getreten.

Einen ganzen Nachmittag lang waren die Realschüler zu Gast im Wohnheim in Karlsruhe und beschäftigten sich intensiv mit den mehrfachbehinderten Kindern. Die Begegnung stellte eine besondere Herausforderung dar, da die meisten Realschüler sich zuvor noch nie so bewusst mit behinderten Menschen auseinandergesetzt hatten bzw. in Kontakt gekommen waren. Die anfängliche Distanz zerbrach jedoch sehr schnell und die ersten „Freundschaften“ entstanden. Es war deutlich spürbar, dass die Begegnung in allen Jugendlichen eine große Betroffenheit auslöste. Einigen Schülerinnen ging das Schicksal der mehrfachbehinderten Kinder so nahe, dass sie Tränen in den Augen hatten. Andererseits waren viele der anwesenden Realschüler überwältigt von ihren eigenen Gefühlen und der Liebe und Zuneigung, die Ihnen von den mehrfachbehinderten Bewohnern entgegenbracht wurde. Die Zeit verging wie im Flug und der Abschied in der Sporthalle fiel am Ende schwer. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön an den pädagogischen Leiter des Wohnheimes, Hr. Martin Schmitt, der sich freundlicherweise Zeit genommen hat, um die Klasse über die Arbeit des Wohnheimes zu informieren.

Das Highlight des Projektes stellte jedoch der mit viel Sorgfalt und Liebe geplante Projekttag an der Gartenschule in Ettlingen dar, der ganz im Zeichen des kooperativen und ganzheitlichen Lernens stand. Die Realschüler hatten hierfür im Ethikunterricht eigenständig und selbstverantwortlich die unterschiedlichsten Spiele und Aktivitäten aus der Erlebnispädagogik geplant, die sie gemeinsam mit den „Gartenschülern“ durchführten. So waren beispielsweise ein Blinden-Parcours und die „Schatzkiste“ sehr beliebte Anlaufstationen. Ebenso großen Anklang fanden das gemeinsame Pizza backen, Batiken und gegenseitige Schminken mit den buntesten Motiven. Im Vordergrund standen vor allem das gegenseitige Vertrauen, der Spaß und das Abbauen von Berührungsängsten. Es ist bemerkenswert, wie schnell Real- und Gartenschüler zueinander gefunden und sich angenähert haben. Das gemeinsame Abschiedsfoto fiel auch hier ebenso schwer, weswegen nicht zuletzt alle Beteiligten den Tag als großen Erfolg empfanden und diese Kooperation auch in Zukunft weiterführen möchten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Schulleiter, Hr. Werner Günter, und das gesamte Kollegium der Gartenschule für Ihre Kooperationsbereitschaft und Mithilfe am Projekttag.

Das Projekt wurde anschließend schulintern weiteren Klassen vorgestellt und klassenintern reflektiert. Ein besonderes Highlight für die Realschüler stellte dabei die gemeinsame Reflexion mit Frau Prof. Dr. Eva Marsal dar, die Philosophie und Ethik an der PH Karlsruhe lehrt. An dieser Stelle ebenfalls ein herzliches Dankeschön.

Es ist erstaunlich, wie schnell eine vermeintliche „Barriere“ in den Hintergrund tritt, wenn sich die Kinder und Jugendlichen auf einer Gefühlsebene begegnen, denn Gefühle kennen keine Behinderung. In einer Welt, in der Hektik, Zukunftsängste und das Streben nach materiellen Statussymbolen oftmals den Alltag vieler Menschen bestimmen, sind es vor allem die zwischenmenschlichen Begegnungen, die einen Unterschied ausmachen können. Die Ethik-Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 der Wilhelm-Lorenz-Realschule zeigen, dass Toleranz und die Übernahme von sozialer Verantwortung sehr wohl noch einen Platz in der Welt haben und behinderte und nichtbehinderte Schülerinnen und Schüler gemeinsam in die Zukunft gehen können. Begleitet wurde das Projekt vom zuständigen Ethik-Lehrer der Klasse, Hr. Mathias Roth.