Exkursion der zehnten Klassen zum ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof

Am 14. November 2018 ist die komplette Klassenstufe 10 in das ehemalige Konzentrationslager Natzweiler-Struthof nahe der deutsch-französischen Grenze gefahren.

 

 

Der Vorschlag dazu kam von unserer Religionslehrerin Frau Klein. Da das Lager auf einem etwa 800m hohen Berg im Elsaß liegt, fuhren wir etwa 15 Minuten in Serpentinen den Berg hinauf. Dabei haben einige die Vermutung geäußert, dass die Gefangenen die Straße erbaut haben, später erfuhren wir, dass das der Wirklichkeit entspricht. Auf dem Parkplatz angekommen, konnten wir zuerst einen phänomenalen Ausblick auf das Tal bewundern und uns gar nicht vorstellen, dass an diesem Ort etwa 52 000 Gefangene leben mussten, von denen 22000 starben. Im Zeitraum vom 1. Mai 1941 bis zum 23. November 1944 war das Konzentrationslager in Betrieb und diente offiziell als Steinbruch.

 

Die Führungen leiteten unsere Lehrerinnen Frau Klein und Frau Häberle und unsere Lehrer Herr König und Herr Mai. Die Schülergruppen haben zunächst das Gelände der ehemaligen Baracken begutachtet und standen auf den ‚,Vorplätzen‘‘ der Baracken, an denen jeden Morgen die Häftlinge ob lebend oder tot gezählt wurden, denn nach den Wärtern von damals hieß es ,,Die Zahl muss stimmen!‘‘. Dies bedeutete, dass schon gestorbene Leute herausgetragen werden und zur Gruppe der dastehenden Leute gelegt werden mussten, um die Zahl der Häftlinge aufrecht zu erhalten. Insgesamt hatte dieses Konzentrationslager dreizehn Baracken gefüllt mit 7000 Leuten, obwohl diese nur für 4000 ausgelegt waren. Nach den Zahlen und Fakten der Baracken haben sich die Schüler zum Galgen bewegt, das schon seit Jahrhundert angewandte Hängen von Menschen war für die Schüler zuvor eine ,,Normalität‘‘ da man diese Art des Mordes nur in Geschichtsfilmen gesehen hatte oder in Bildern des Geschichtsbuchs. Den Schülern wurde erklärt, wie Leute erhängt wurden, es war etwas ,,speziell‘‘. Die Wärter haben die gesamten Häftlinge antreten lassen, die das absichtlich qualvolle Sterben ihres Mitgefangenen ansehen mussten.

 

Nun folgten die Lagergefängnisse. Im rechten Teil des Gebäudes ist einmal der Prügelbock, auf dem die Häftlinge ausgepeitscht und auf übelste Art misshandelt wurden. Die Häftlinge mussten zur Strafe den eigenen Kollegen auspeitschen, während die Offiziere sich darüber lustig machten oder man die Französisch sprechenden Häftlinge auf Deutsch die Anzahl der Schläge zählen lassen hat, haben diese sich verzählt oder die Zahlen falsch ausgesprochen, musste nochmals von null gezählt werden. Danach sahen wir die Zellen, welche gerade mal 2x3m groß waren. Auf diesem engen Raum wurden ca. 18 Leute untergebracht. Es gab zur damaligen Zeit drei Inhaftierungsstufen. Die erste war, dass man mit 18 anderen Häftlingen bei Tageslicht, Wasser, Brot und einem Eimer für die Notdurft zehn Tage ausharren musste. Die zweite war, dass man in einem dunklen Raum mit 18 anderen Gefangenen insgesamt 42 Tage aushalten musste, eine Mahlzeit gab es alle vier Tage und auch hier hatte man nur einen Eimer für seine Ausscheidungen. Die dritte war, dass man in eine kleine Zelle (Nische) gesperrt wurde, welche folgende Maße hatte: Höhe 1,50m und Breite 0,8m. Dort musste man bis zu seiner Hinrichtung verharren, ohne auf die Toilette gehen zu können, man konnte weder stehen noch liegen und bekam wenig bis gar kein Essen. Diese Räume waren stockdunkel. Im Sommer war es sehr warm in diesen Zellen und im Winter erfror man schnell, weil die für dort vorgesehenen Heizungen nie eingebaut wurden.

 

Als wir wieder aus dem Gefängnis herauskamen, sahen wir direkt gegenüber ein großes Kreuz, welches eine Aschegrube der verbrannten und nicht gebrauchten und nicht verkauften Leichen war, denn die SS nutzte diese teilweise dazu, den Kräutergarten direkt neben dem Konzentrationslager zu düngen, da die Asche noch sehr viel Mineralien beinhaltete. Des Weiteren sahen wir auch Ton-Urnen mit Asche, welche die Angehörigen des Verstorbenen für 100 Reichsmark erwerben konnten. Dies war weitaus mehr als ein durchschnittlicher Monatslohn, wobei nicht einmal sicher war, ob die Urne wirklich die richtige Asche enthielt.

 

Im Krematorium mit dem sehr hohen und aus Metall hergestellten Schornstein wurde es nun richtig makaber und menschenverachtend. Deshalb bot Frau Klein den zarter Besaiteten an, draußen zu warten. Über dem Ofen war ein riesiger Wasser-Boiler angebracht, damit die Offiziere in den Duschen nebenan warmes Wasser hatten. Hinter dem Ofen waren des Weiteren drei Haken an der Decke, denn hier wurden kurz vor Kriegsende noch so viele Menschen getötet wie möglich. Aus Aufzeichnungen konnte man entnehmen, dass der Keller so überfüllt war, dass die Leichen draußen gestapelt wurden. Der Ofen brannte Tag und Nacht, was zur Folge hatte, dass der Schornstein rot glühte. Im hinteren Abteil des Krematoriums war der Seziertisch. Hier wurden medizinische Untersuchungen an lebendigen Menschen unternommen.

 

Zum Schluss begaben sich die Schüler in das Museum, wo ein Miniaturmodell des Konzentrationslagers und Relikte der Nazi-Zeit, z.B. Uniformen, Geschirr und Briefe der Häftlinge ausgestellt waren. Man konnte erkennen, dass die Nazis im Dokumentieren zur damaligen Zeit eine sehr gute Arbeit abgeleistet hatten, jeder Gefangene war aufgelistet.

 

Auf der Rückfahrt blieb es im Bus sehr still, keiner war wirklich laut oder hat Quatsch gemacht. Nach einer gewissen Zeit kam dann die Phase des Austauschs, der am Freitag im Religionsunterricht fortgeführt wurde.

 

Diese Exkursion war für die Schüler gewiss eine bedrückende, aber wichtige Erfahrung, damit sie erkennen, in welcher guten und demokratischen Welt sie heute leben, wie es zur Zeit des Nationalsozialismus war und dass man etwas dafür tun kann, damit sich diese Gräuel nie wiederholen.

 

An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen verantwortlichen Lehrern und bei den Schülern, welche sich vorzüglich an dieser Gedenkstätte verhielten und alle hoffentlich etwas für das Leben mitgenommen haben.

 

 

 

Geschrieben von den Schülern Julian Lott und Aleksander Matic der Klasse 10a.